Der Beitrag im Schweizer Fernsehen von Ende August 2022 mit dem Titel «unnötige Behandlungen in der Geburtshilfe» liess viele Frauen aufhorchen. Dort meinte die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, dass in der Gynäkologie regelmässige unnötige Behandlungen durchgeführt werden, unter anderem der jährliche Krebsabstrich. Eigentlich machen wir zu oft zu viel, lautet die Aussage der Gynäkologinnen. Der Berufsverband hat sogar eine Liste mit den überflüssigen Behandlungen veröffentlicht. In all den Jahren als Hebamme in der Schwangerenvorsorge konnte ich immer wieder beobachten, dass all die Untersuchungen zu mehr Angst, Verunsicherung und Komplikationen vor, während und nach der Geburt führten. Viele Frauen verlieren im Laufe ihrer Schwangerschaft das Vertrauen in ihren Körper und geben die ganze Verantwortung für sich und ihr Kind an Ärztinnen und Hebammen ab, im Glauben, dass die dann schon wissen, ob alles gut sei.
Gerne möchte ich alle Frauen – ob schwanger oder nicht – daran erinnern, die Verantwortung für sich und ihren Körper vollkommen zu übernehmen. Wähle weise, wieviel Vorsorge du brauchst, um dich sicher zu fühlen und wen du dir dabei zur Seite nimmst.
Spaltung im Gesundheitswesen
Seit Jahren erlebe ich eine Spaltung im Gesundheitswesen, ein wahrer Glaubenskrieg. Da gibt es die einen die schwören auf die Schulmedizin und die andern, die sich nur komplementär behandeln lassen. Es gibt weder richtig noch falsch, es gibt nur den einen Weg, der sich für DICH in diesem Moment stimmig anfühlt. Darum vertraue deiner inneren weisen Stimme, die dich zu den Menschen und ihren Therapieansätzen führt, die du im Moment brauchst und dir auch guttun.
Wichtig dabei ist, dass du den Kontakt zu dir nicht verlierst und gut hinhörst, ob der eingeschlagene Weg noch der richtige ist oder ob es allenfalls einer Korrektur bedarf. Wisse einfach, niemand da draussen macht dich gesund, die Menschen können dich nur unterstützen, dass der Körper in seiner Balance bleibt oder wieder zurück findet. Es gibt allerdings sehr viele Menschen, die wunderbare Arbeit leisten und den nötigen Impuls für Heilung setzen können.
Der drohender Hebammenmangel
In den letzten Wochen wurde in den Medien, der drohende Hebammenmangel thematisiert. Mehr Geburten, weniger Berufseinsteigerinnen, bedingt durch die begrenzte Anzahl von Ausbildungsplätzen und den sehr hohen Herausforderungen, körperlich, emotional, mental und das bei geringem Lohn.
Dies führt dazu, dass viele junge Hebammen nicht mehr lange im Beruf bleiben. Ebenso stehen viele Pensionierungen an.
In der Schweiz gibt es aktuell 3’400 Hebammen, wovon viele über 50 Jahre alt sind und über einen grossen Erfahrungsschatz verfügen. Eine Geburt ist ein Ausnahmezustand. Derzeit werden in der Schweiz so viele Babys geboren wie seit 50 Jahren nicht mehr. Eine Gute Hebamme ist Gold wert, nur wird es immer schwieriger an eine Hebamme zu kommen. Da Hebammen nicht nur im Gebärsaal tätig sind, sondern auch davor, in den Schwangerschaftskontrollen und danach, im Wochenbett, ist auch hier die Versorgung nicht mehr gewährleistet.