Geburt des 21. Jahrhunderts

Die Historikerin und Soziologin, Barbara Duden, Pofessorin an der Universität Wien, beschreibt die Entwicklung in der Geburtshilfe mit folgenden Worten: Der Einsatz von immer mehr Technik in der Schwangerenvorsorge und im Gebärsaal führt geradewegs zur «Entkörperung der Frau».

Frauen versuchen ihre Unsicherheiten und Ängste in Bezug auf die Schwangerschaft und Geburt durch Gerätegläubigkeit wettzumachen. Entbunden von der Verantwortung für das eigene Fühlen und Wahrnehmen, führt das die meisten Frauen geradewegs zum Vertrauensverlust in den eigenen Körper und in die Ohnmacht.

Sie geben ab und nicht selten auf. Die Wehen werden unerträglich.

Der Schmerz muss weg. Dies führt oft zu einer Entbindung unter Schmerzmitteln (Opiaten), einer Lokalanästhesie (PDA) oder zu einem Kaiserschnitt.  Jede dritte Frau in der Schweiz bringt ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt.

Geburten unter Schmerzmitteln und mit Hilfsmitteln (Geräten) werden oft als entwürdigend ja sogar als traumatisch erfahren, Gewalt in der Geburtshilfe ist mittlerweile kein Tabu mehr.

Im Wochenbett bedeutet dies oft, gestresste Eltern, Stillschwierigkeiten, schreiende Kinder und depressive Mütter. Depression im Wochenbett gilt mittlerweile als normal. Frauen fühlen sich oft leer, allein gelassen und wie abgeschnitten. Das Vertrauen in ihren Körper, ihre schöpferische Kraft ist weg. Der Zugang zu ihrer inneren Weisheit, ihrem inneren Wissen verschüttet.

Ich wünsche mir anstelle einer Geburtshilfe, eine Gebärkultur.

Eine Kultur, wo wir Frauen darin bestärken, ihrer inneren Stimme zu folgen und darauf zu bauen, dass alles bereits da ist, um im vollen Vertrauen zu gebären.

Eine Kultur, wo wir Frauen darin unterstützen, die Verantwortung für sich und ihr Kind zu übernehmen, um so in Kraft und Würde zu gebären.

Eine Kultur, wo wir unseren Kindern einen entspannten Start ins Leben ermöglichen und so einen gesunden Nährboden für unsere zukünftigen Generationen schaffen.

Eine Kultur, wo Geburt in Freude und Würde Normalität ist.

Eine Kultur, in der wir Frauen die Verantwortung für unsere Geburten übernehmen und somit das Vertrauen in unseren Körper und dessen Fähigkeit zu gebären niemals verlieren.

Eine Kultur in der wir Hebammen auch wieder voller Freude in unserem Beruf bleiben und nicht nach drei Jahren Berufsausübung aussteigen, was mittlerweile bei den jungen Berufskolleginnen Normalität ist.

Es ist an der Zeit, dass wir erkennen, mit welch unglaublicher Macht Frauen von der Natur ausgestattet sind; Dass unsere Verbindung zu unserem Herzen und unseren Gefühlen uns nicht schwach macht, sondern dass in unserem Frausein eine zutiefst schöpferische Kraft liegt, mit der wir in der Lage sind, Leben zu gebären und uns, unsere Beziehungen und unseren Planeten zu heilen

Eva-Maria Zurhorst